Wie eine LT10 ins Leben passt
Von Wood-Mizer, Deutschland
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Im letzten Herbst wurden die ersten europäisten „Besten Projekte aus Holz“ prämiert. Thomas Meder war einer der Gewinner, mit seiner Brücken-Terasse Klein Venedig.
Nicht nur die Art seiner Präsentation war ungewöhnlich, nämlich mit einem Zeitraffer-Video, sondern auch die Art wie er zu der LT10 gekommen ist, mit der er das Projekt verwirklichen konnte und die Geschichte seiner 3 Generationen-Familie, mit der er ein außergewöhnliches Leben führt.
Entscheidende Protagonisten in diesem Lebensstück sind Ute und Bruno Köster, als Eltern der Töchter Rahel und Rebekka und Sohn Christo, vor dem Hintergrund einer alten Getreidemühle von 1736 mit Bachlauf, Teich und Ländereien.
Seit 1985 betreiben die beiden ausgebildeten Pferdewirtschaftsmeister hier ein Gestüt. Zuerst ganz konventionell, mit Pferdezuchtlinien und Reitunterricht nach Lehrbuch. Sowohl die Zucht als auch der Unterricht kamen hauptsächlich Ute aber weit weg von dem vor, was natürlich ist. Deshalb stellten sie ihren Betrieb um, haben nun ganzjährig 2 Herden auf den Koppeln die sich natürlich fortpflanzen und auch beim Reitunterricht geht es seitdem nicht mehr um Reitprüfungen und Trophäen, sondern um Einklang zwischen Pferd und Reiter, um ein natürliches Miteinander, wie es bei den Indianern üblich war.
Die Töchter stiegen beruflich mit in das Projekt ein und durch Rahel kam 2006 Thomas dazu. Inzwischen gibt es noch Michelle (10), Alexander(8) und ein Baby ist unterwegs.
Mit den Talenten aller zusammen entwickelte sich der Hof immer weiter zu einem autarken Projekt, nahezu selbstversorgend. Die Frauen arbeiten mit den Tieren und geben Reitunterricht. Neben 20 Pferden gibt es auf dem Hof eine Milchkuh und Fleischrinder, Gänse, Enten und Hühner. Bruno und Thomas bauen Kartoffeln an und Getreide, aus dem Bruno Brot für die Familie und den Verkauf backt, und sie versorgen den Gemüsegarten. Thomas, als gelernter Koch, bietet zusätzlich auch Buffets und Partyservice an und die schönsten Fotos von unseren Sägertreffen hat immer er geschossen.
Das eigentlich Ungewöhnliche an dieser ganzen ländlichen Idylle ist, das sie für nichts, was an Dienstleistungen geboten wird, einen Preis haben. Es gibt eine unscheinbare Blechdose, in die die ReitschülerInnen, die Brotholer, die Holz- und Baukunden und die Partyservicenutzer einen selbst entschiedenen Betrag werfen. Nur für das „Material“, das selbst gekauft werden muss, wird der Preis 1:1 weiter gegeben. Das ewige feilschen und sich rechtfertigen müssen brachte Ute zu der Entscheidung, es einfach so zu machen, die anderen waren einverstanden und nun ist es – zumindest in der Familie – selbstverständlich. „Es gibt einige, die mit so einem System sehr schlecht umgehen können und echte Nöte haben einen ihnen angemessen erscheinenden Betrag zu finden“, sagt Thomas. Aber weil wir nie nachschauen was nach einem bestimmten Projekt in der Dose landet, brauchen wir uns auch nie ärgern“, ergänzt er. Auf jeden Fall kommt es immer irgendwie hin. Wir haben was wir brauchen und es ist ein gutes Gefühl, dass man auf diese Weise manchen Menschen etwas ermöglichen kann, was sie sonst nie machen würden oder sich vielleicht nicht leisten könnten.“
Das klingt fast ein bisschen selbstherrlich, ist aber tatsächlich so. Der eine kann locker 30 Euro für eine Reitstunde ausgeben, für jemand anderen sind 5 Euro die Obergrenze die er entbehren kann und beide können freudigen Herzens bei den Kösters reiten und etwas über Pferde lernen. Das Gleiche gilt für das Biobrot das Bruno backt, die Buffets und Cocktailpartys die Thomas macht und die Holzprojekte, an denen oft beide beteiligt sind.
Ja stimmt – die Säge, wie kam die eigentlich auf den Hof?
Für den eigenen Bauholzbedarf ließ Bruno sein Holz von Anfang an im Lohnschnitt von einem Wood-Mizer Säger schneiden und war immer begeistert von den Möglichkeiten mit so einem Gerät. Der Lohnschnitt wurde schon damals nicht mit Geld, sondern mit Pferden bezahlt. Als Thomas später diese Sägen-Begeisterung teilte, war dann bei einer Preisaktion entschieden, dass es eine LT10 werden soll. Eine Bekannte aus dem Dorf finanzierte die Säge und bekommt dafür ihr Brenn- und Schnittholz. Die Stämme kommen aus dem eigenen Wald oder werden über den Förster gekauft. Gelegentlich kann auch ein schöner Stamm, der fast zu Brennholz verarbeitet worden wäre, gegen anderes Brennholz eingetauscht werden. Seit dem Sägenkauf ist viel Wunderbares aus Holz entstanden: Bekannte haben ein Carport, junge Eltern ein Schaukel-Motorrad und wartende ReitschülerInnen-Mütter genießen die Ruhe auf der Terasse „Klein Venedig“. In diesem Sommer soll eine Terassenüberdachung für den Nachbarn entstehen und eine Erweiterung des eigenen Spielplatzes – ich finde das alles klingt nach einem ausgesprochen guten Plan.