Traditionsbetrieb mit Sägerei
Von Wood-Mizer, Deutschland
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Heute haben wir richtig Glück! Es ist ein wunderschöner Herbsttag mit Sonne satt und wir sind mit Andreas Piehl verabredet, einem Kunden den wir bereits seit über 25 Jahre kennen. Dafür fahren wir nach Barnitz, einem kleinen 9-Haushalte-Ort direkt an der Elbe und – Teil des Glücks – ist das nur 35 km von Schletau entfernt.
Wir treffen Andreas auf seinem Hof, gerade ist er mit der Stallarbeit durch – die ist natürlich morgens als erstes dran. Die Piehls bewirtschaften ihren Hof in 4. Generation. Barnitz ist ein Grünlandstandort und der Betrieb ist auf Rinderzucht und -mast spezialisiert. 280 Kopf Vieh und 35 Mutterkühe, wobei die Herde erweitert werden soll. Bis 2021 gab es auch noch Milchkühe, um die sich hauptsächlich die Mutter gekümmert hat. 70 der inzwischen 160ha die bewirtschaftet werden sind Wiesen, die zur Futtergewinnung gebraucht werden, 13ha Wald, auf den Ackerflächen wird Silagemais, Getreide und Raps angebaut.
Nach seiner Ausbildung zum Landwirt arbeitete Andreas erstmal auf einem anderen Hof. Er wollte den elterlichen Betrieb auf jeden Fall weiterführen, aber der Vater war noch zu jung, um schon zu übergeben und so suchte Andreas nach Erweiterungsmöglichkeiten, um ein eigens Standbein zu haben.
Mit Landwirtschaftsmaschinen Lohnarbeit anzubieten war eine Möglichkeit. Da gibt es für 4-6 Wochen Arbeitsspitzen in denen man gut verdienen kann, aber für 10-11 Monate würde die teure Maschine ungenutzt in der Halle stehen. Außerdem fallen diese Spitzen genau in die arbeitsreiche Zeit auf dem eigenen Hof, was nicht ideal ist. Auf einer Messe entdeckte Andreas eine Wood-Mizer Mobilsäge und wusste – das ist genau das Richtige für mich. 1996 kaufte er eine LT40 mit Benzinmotor und bot mobilen Lohnschnitt an.
Andreas führt uns durch den Betrieb, der 2003 noch durch die Übernahme des Nachbarhofes erweitert wurde. In den fast 27 Jahren seit er ein Sägewerk hat, wurden so ziemlich alle Gebäude in denen jetzt Rinder oder Maschinen stehen saniert, um- oder neu gebaut – alles schick mit dem eigenen Holz in Zimmermannstradition. Sein Vater hat die Bäume im eigenen Wald geschlagen und auf den Hof gebracht, Andreas hat sie gesägt und mit verbaut. „Ist ja immer ne Kostenfrage wenn man baut und saniert, aber mit eigenem Holz und viel Eigenleistung – da ist das Gebäude bezahlt wenn‘s fertig ist“, sagt Andreas.
Als sie den Nachbarhof mit übernahmen wurde es langsam knapp mit der Zeit für den mobilen Lohnschnitt, inzwischen sägte Andreas mit einer LT40 mit Dieselmotor. 2005 war gar keine Zeit mehr fürs Rumfahren übrig, aber eine paar alte Kunden fanden den Weg nach Barnitz und so sägte Andreas auch weiterhin im Lohn. Jetzt allerdings unter Dach in seiner eigenen Halle.
Die Lohnschnittaufträge wurden mehr, als es viel Sturmholz aufzuarbeiten gab und später mit den trockenen Fichten stieg das Arbeitsvolumen weiter. Andreas hatte zwischenzeitlich zu einer LT70 gewechselt, allerdings immer noch mit Verbrennungsmotor. Im eigenen Wald hatte der Großvater für die Gegend untypisch Fichten gepflanzt, die durch die Trockenheit komplett abstarben. Die konnten gesägt gut vermarktet werden, so entstand die Idee für den Holzhandel. Andrea erweiterte das Sortiment um Douglasie, Eiche und Kiefer, wobei der örtliche Förster sein Hauptansprechpartner bei Holzeinkauf ist. Inzwischen hat Andreas immer so um die 100fm Rundholz liegen und kann für privat und auch Zimmereien schnell gewünschte Sondermaße oder Holzlisten für ganze Projekte schneiden.
Mit der Leistung der LT70 war Andreas von Anfang an zufrieden, allerdings tauschte er noch einmal gegen ein Elektromodell, das für das Sägen in der Halle doch sehr viel angenehmer ist. „Mit jeder
Säge habe ich eine Annehmlichkeit mehr zu schätzen gelernt. Jetzt hätte ich gern noch eine stationäre Bedienung damit ich nicht immer mitlaufen muss“, gesteht er. Er hat seine Säge auf 10m Schnittlänge erweitert und arbeitet mit einem Rollentisch, über den er die Schwarten und Bretter abschiebt.
Weil jetzt hauptsächlich Verkaufsware herstellt, wurde ein Besäumer EG100 angeschafft und gleich noch einen MP200 Hobel dazu genommen. Mit Maschinen, die aus der örtlichen Tischlerei übernommen wurden, ist der „Holzhandel AP“ sehr gut ausgestattet. Hauptsächlich Terrassenbohlen produziert er mit den Zusatzgeräten. Für eine alte Tischlerbandsäge hat sich Andreas ein Wood-Mizer Sägeband in entsprechender Länge produzieren lassen, dass die Schnittleistung erheblich gesteigert hat. Damit wurde beispielsweise eine 4m langer krummer 16er Balken aus einem bereits krummen Stamm geschnitten, der jetzt in einem alten Fachwerk seinen Platz hat.
Sein größtes Projekt bisher kam über einen Kunden, der den ganzen Hof voll Eichenholz liegen hatte, keinen Mobilsäger fand und unbedingt von Andreas ein Fachwerk gesägt haben wollte. Mit LKW und Radlader wurde in Etappen das Rundholz zu Andreas und die geschnittenen Stämme zum Kunden zurückgebracht. Er hörte erstmal nichts von dem Kunden. Dann meldete der sich wieder und meinte, er habe sich zwei Jahre lang Gedanken über sein Fachwerk gemacht, hätte aber Dach, Boden, Gauben und alles, was sonst noch so an einem Haus dran ist völlig vergessen, ob Andreas das auch noch sägen könne. Also säge er ihm noch Balken und Bretter, Bohlen und Dachlatten und war auf dem Richtfest richtig stolz auf seine Arbeit.
Im Piehlschen Betrieb gibt es neben Andreas und seiner Frau Anja einen festen Mitarbeiter und eine Teilzeitkraft. Seine Söhne Sören und Max sind zur Stelle, wenn es brennt und auch Vater Wilfried und Mutter Brigitte sind immer noch ansprechbar und helfen wenn es nötig ist.
Max hat gerade seine Landwirtschaftsausbildung begonnen und repräsentiert die 5. Generation, die diesen Traditionsbetrieb, zu dem bäuerliche Landwirtschaft und inzwischen auch Sägerei und Holzhandel gehören, weiterführt.